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Bruce Miller

Der Traditionalist, der mit modernen Mitteln zaubert

Als das Genie hinter den Themenmelodien für amerikanische TV-Hits wie Frasier, Knots Landing und Wings, ist Bruce Millers Arbeit vielen von uns gewiss bekannt. Sein Lebenslauf geht jedoch weit über TV-Hits hinaus. Miller ist Komponist, Arrangeur, Dirigent und Instrumentalist und hat seine ersten Erfahrungen in einer Militär-Jazzband gesammelt. Darüber hinaus hat er jedoch auch in New Yorker Orchestern gespielt, für Spitzenkünstler von The Temptations bis hin zu Rod Stewart arrangiert, Film- und Fernsehmusik komponiert, und als musikalischer Direktor für den G8-Gipfel in Denver, Colorado, fungiert. Er spricht mit uns über seinen unkonventionellen Einsatz moderner Technologie, während er doch im Herzen immer noch ein Purist bleibt; und natürlich darüber, wie Video Slave für ihn ein kompletter „No-Brainer“ ist.

Vom Musiker zum Arrangeur, Dirigenten und Komponisten

Miller bekennt, dass er als Kind sehr an Musik sehr interessiert war. „Als ich noch ein Kind war, wollte ich unbedingt Gitarre spielen – ich war eines „dieser“ Kinder! Zum Glück lernte ich es recht schnell und begann mit 13 oder 14 Jahren auf Partys Rock ‘n‘ Roll und so weiter zu spielen.“ Dann zog es ihn zu seiner Liebe, dem Jazz. Da er selbst aus Detroit stammt war er mit Motown sehr vertraut. „Ich arbeitete in absolut allen Clubs in Detroit und machte auch eine Menge Aufnahmen. Ich spielte auch Saxophon – ein Freund meines Vaters kaufte meinem Bruder ein Saxophon, aber mein Bruder hat es nie wirklich gespielt, weshalb ich es dann einfach bekommen und gelernt habe.“ „Während ich aufwuchs habe ich noch hauptsächlich die Instrumente gespielt, aber als ich älter wurde, habe ich mich dann mehr für das Schreiben selbst interessiert. Ich war jedoch jahrelang erst ein Arrangeur, bevor ich überhaupt irgendetwas komponiert habe.“ Sein Schritt zum Komponieren war seiner Meinung nach eine Mischung aus glücklichem Zufall und mehreren wichtigen und persönlichen Beziehungen in der Branche. „Bevor ich nach L.A. kam, war ich drei Jahre lang in einer Jazzband in der Armee und spielte dort Saxophon und Gitarre. Vor meinem Dienst in der Armee war ich Paul Ankas Gitarrist gewesen und nachdem mein Dienst beendet war, bin ich wieder zu Paul zurückgegangen, diesmal als Dirigent. Er brachte mich nach New York und ich arbeitete dort Vollzeit mit ihm. Nach etwa drei Jahren traf ich meine Frau und wollte deshalb lieber sesshaft werden, also beschloss ich die Anstellung bei Anka zu verlassen und wir zogen nach L.A.“.

Den großen Erfolg landen

Bevor er nach L.A. zog, rief Miller all seine Bekannten an, um sie zu überzeugen ihm mit Arbeit unter die Arme zu greifen, sobald er dort ankam – ein Vorgehen, das sich auszahlte: „Es hat nicht allzu lange gedauert, bis ich etwas Arbeit zum Arrangieren bekam: Streicherarrangements, Hornarrangements, eine Menge Motown-Acts, viele Briten – Rod Stewart – alles Mögliche an Leuten.“ Entscheidend war auch, dass er anfing für Aktualisierungen von TV-Titelmusiken angeheuert zu werden – „Ich war wohl einer der coolen Jungs!“ Eines davon war das äußerst beliebte Knots Landing – „das war das erste, wo sie nur meinten ‘mach es cool, mach es hip!‘ Also habe ich genau das gemacht. Sie waren so zufrieden mit meiner Arbeit, dass ich auf der Komponistenliste für die Show gelandet bin. Damit wurde alles ins Rollen gebracht. In meinen Arrangements habe ich einige kompositorische Sachen beigesteuert; Sie waren sehr zufrieden damit und ich war glücklich, dass ich sowas machen konnte. Es war ein großartiger Durchbruch. Zu dem Zeitpunkt fing ich auch an die Verantwortlichen der Musikbranche zu treffen.“ Miller wurde für mehrere Populäre US-Fernsehsendungen, darunter Designing Women und Wings engagiert: Ich war sowas wie der ‘Kerl für die zweite Staffel‘; sie wollten etwas Anderes ausprobieren, also bot ich mich an und blieb dann meist für den Rest der Serie.“ Dann kam es zum nächsten großen Durchbruch, als Miller für Frasier komponierte, ein Gig, der mehr als ein Jahrzehnt andauern sollte. „Die Jungs von Wings waren auch diejenigen, die mir meine Arbeit an Frasier verschafften. Ich habe diese Kerle einfach geliebt, aber nach einer glücklichen Zeit mit ihnen bei Wings, riefen sie zur Einreichung von drei Themen für ihre neue Show Frasier auf. Ich war also einer von dreien, hätte es also leicht auch verlieren können, aber ich habe das Ding eingereicht und sie haben es absolut geliebt. Ich war während der gesamten Laufzeit der Show dabei, ganze elf Jahre – Kelsey Grammar wollte, dass die Serie so lange wie Cheers läuft!“

Ein Traditionalist, der das Beste der Moderne ausschöpft

Im Laufe seiner sich ständig entwickelnden Karriere hat Miller enorme Veränderung in Sachen Technologie durchgemacht, vom Sitzen an den Tasten eines Klaviers bis hin zu den Knöpfen und Reglern eines Synthesizers. Was jedoch auffällt, ist, dass er es sehr erfolgreich geschafft hat an einigen traditionellen Prinzipien festzuhalten und gleichzeitig doch die besten Elemente neuer Technologie zu nutzen, um seine Arbeit zu verbessern. „Als Arrangeur begann ich mit Bleistift und Papier zu schreiben und mit Live-Orchestern zu arbeiten. Aufgrund des Budgets, der Technologie und anderen Dingen, die um mich herum geschehen sind, habe ich mich dann doch schließlich auf das elektronische Zeugs eingelassen – ich hatte keine wirkliche Wahl.“ Es hat am Anfang wohl etwas gedauert, um sich mit der Technologie vertraut zu machen, aber mittlerweile ist er völlig begeistert. „Das erste Mal mussten wir elektronische Musik in Knots Landing nutzen, aber ich wusste absolut nicht wie! Ich habe es zunächst wie eine ganz normale Partitur geschrieben und bin danach zu einem Freund gegangen, der ein großartiger Keyboardspieler und Programmierer war, und er nahm es dann auf. Schließlich musste ich es dann irgendwann selbst lernen. Ich habe es aber wirklich geliebt, da ich selbst ein kleiner Geek bin. Ich liebe Technologie und durch meine kleine Zwangsstörung besuche ich viele Webseiten täglich, um zu sehen was es neues gibt – Ich bin auch Beta-Tester für Kontakt von Native Instruments und Vienna Ensemble Pro. Jeden Tag suche ich zwanghaft nach Updates und installiere sie sofort – es kam sogar schon vor, dass ich neue Sachen inmitten einer Session installiert habe! Ich gebe zu, dass ich vor Jahren die goldene Regel gebrochen habe. Als ich meinen ersten Mac Plus bekommen habe, updatete ich zu meinem Mac Ilci und mitten in der Session habe ich einfach die Computer gewechselt! Ich konnte einfach nicht anders!“ Im Herzen bleibt er jedoch ein Purist. „Ich bin traditionell veranlagt, wenn es um echten Orchesterklang geht. Die Musik versuche ich legitim zu halten. Ich bin einfach nicht jemand, der einen Abschnitt für Streicher durch Filter X jagt, dann zurückspult und alle High- und Low-Ends entfernt. Großartigen Sound liebe ich einfach, aber ich will auch, dass die Instrumente so echt wie möglich klingen, es sei denn ich mache etwas, was nach einem eher modernen Sound verlangt.“ Miller ist stolz darauf einer von der alten Schule zu sein: „Ich bin kein guter Keyboardspieler. Ich habe früher in Clubs Klavier gespielt, all die alten Standards und sowas, und vielleicht hatte das Einfluss auf die Art und Weise wie ich schreibe. Obwohl ich jetzt alles am Computer mache, schreibe ich dennoch für die erste Violine, zweite Violine, Viola, Cello, etc.; Ich schreibe nicht einfach zuerst das ganze Stück und schneide dann alle Teile und füge sie zusammen. Natürlich nehme ich auch bei gewissen Dingen Abkürzungen, aber ich bleibe beim alten Weg von Bleistift und Papier, obwohl ich nicht wirklich Bleistift und Papier nutze – Ich schreibe dennoch so.“

„Wir haben ein paar Leute hier in der Stadt, die einfach brillant sind. Sie machen Orchester Mock-Ups und man würde nie meinen, dass sie gar nicht echt sind; aber es gibt viele Leute, die das nicht tun. Ich war schon immer ein schneller Arrangeur und war gezwungen viel Musik über Nacht zu produzieren, die aber dennoch immer durchdacht war.“ Aber selbst mit der alten Schule macht er gerne Experimente. „Ich versuche die Technologie so einzusetzen, wie ich es für richtig halte. Ich bin ein wenig unkonventionell – also nutze ich Logic Pro als meinen Sequencer, worauf Leute dann sagen ‘Ich verstehe nicht wie du mit Logic so arbeiten kannst. Du bist so unkonventionell und nutzt es nicht einmal so, wie die Programmierer es ursprünglich erdacht hatten‘. Mir gefällt es aber einfach so: Ich habe nur wenig Geduld was Handbücher anbelangt.“

Genau auf den Cue

Von einem bestimmten Stück Technologie, egal ab manuell oder nicht, schwärmt Miller am meisten – Video Slave: „Die Streamer-Option ist einfach ein absoluter "No-Brainer". Es gibt keinen Grund diese Option nicht bei jedem Cue zu nutzen, selbst wenn man sie nicht unbedingt bei diesem speziellen Cue braucht – der visuelle Aspekt alleine lohnt sich schon.“ Zum ersten Mal entdeckte er die Software vor einigen Jahren. „Ich habe die Demo heruntergeladen und sie schien ziemlich gut zu sein. Obwohl ich es eigentlich gemocht habe, habe ich dennoch zunächst gedacht ‘ich brauche es nicht wirklich‘ – es wirkte auf mich einfach genauso einfach das Video in Logic einzufügen und es auf meinem Computer zu haben. Mein Studio wuchs aber über die Zeit und jetzt sind es mehrere Computer und die CPU-Auslastung stellt immer ein Problem dar. Da dachte ich mir ‘warum sich das Video nicht auf einem separaten Computer ansehen?‘; Ich öffnete also die Video Slave Demo und es hat einfach funktioniert und den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Er war so beeindruckt, dass er in Tests und Entwicklung für Non-Lethal Applications richtig involviert sein wollte. „Ich schrieb ihnen also eine E-Mail und sagte ‘Das Teil funktioniert! Habt ihr ein Beta-Angebot am Laufen?‘ Ich war bereit es zu unterstützen, was ich nur mache, wenn ich wirklich an etwas glaube. Außerdem wollte ich ein Teil des Teams sein und ihnen beim Testen helfen. Wenn das Produkt verbessert wird hilft es letzten Endes auch mir – da spielt auch ein gewisser egoistischer Aspekt eine Rolle. Ich mache das nicht für sie, sondern für mich! Je besser wir das Teil machen, desto unsichtbarer, transparenter und einfacher ist es für mich damit zu arbeiten.“

Video Slave – Ein No-Brainer für Live-Aufnahmen

Video Slave hat die Arbeit für Miller schon um einiges erleichtert. Er erklärt, wie er die Cue-Funktionen als essenziellen Teil seines Arbeitsablaufs bei Live-Aufnahmen nutzt. „Wenn du mit einem Live-Orchester auf der Aufnahmebühne stehst, vor allem wenn es sich um freies Timing handelt – wenn es kein Tempo hat, dann hilft es ungemein, wenn der Streamer von Video Slave auf dem Bildschirm erscheint. Das gibt einem schon Gewissheit, selbst wenn es am Anfang eines Cues ist. Einen Anfangs-Streamer auf dem Bildschirm erscheinen zu sehen, heißt, dass man sozusagen bereit ist. Fast so als ob man dir sagen würde, dass du tief durchatmen sollst. Ich habe so lange ohne dieses Feature gelebt, aber irgendwann dachte ich plötzlich, ‘Das gefällt mir wirklich!‘. Es ist keine Programmierung erforderlich. Du setzt dich einfach hin, bewegst den Cursor dahin, wo du den Streamer haben willst, fügst ihn hinzu und fertig! Ich kann es sehen, die Regie kann es sehen, das Orchester bekommt davon jedoch nichts mit.“ Miller hat die sofortige Antwort parat, falls ein Komponist fragt, warum er oder sie Video Slave nutzen sollte: „Erstens: Es befindet sich auf einem anderen Computer, also belastet die gesamte CPU-Nutzung, die für das Video benötigt wird, dein eigentliches System nicht mehr und wird ausgelagert. Auf unseren Computern ist so schon genug los, so viele offene Fenster und das selbst bevor man das Video hinzufügt. Es ist nicht auch noch genug Platz dafür. Zweitens: Es gibt all die kleinen Extras – Video Slave bietet so viele Features, dass ich noch nicht einmal alle bisher ausprobieren konnte. Für mich ist das ein No-Brainer. Wenn die Technologie doch schon da ist und so reibungslos funktioniert wie hier, warum es dann nicht nutzen? Wenn man sich dafür verrenken müsste, dann natürlich nicht, aber das hier verhält sich so, als wäre es auf demselben Computer und ist immer in Sync. Es ist großartig.“

Sei neugierig und versuche es nicht zu verfälschen

Was den einen Ratschlag betrifft, den Miller aus seiner Erfahrung an anstrebende Komponisten weitergeben würde, so hat er eines sicher gelernt: „Das wichtigste ist, neugierig auf die Musik zu sein, die man sieht und hört. Ich war fünf Jahre an einem College mit Musik Theorie und Komposition als Hauptfächer. Das war für mich mehr oder weniger wertlos. Was ich wirklich brauchte und lernen wollte, habe ich beim Mittagessen oder einem gemütlichen Treffen mit einigen großartigen Arrangeuren, die ich sehr respektiert habe, gelernt, indem ich ihnen zuhörte, Fragen stellte und einen Blick auf ihre Partituren warf. Sei neugierig, wenn du etwas hörst. Und versuche nicht, etwas zu verfälschen – du musst so vorbereitet sein, wie du nur kannst. Viele der Jungs und Frauen in der Branche meinen es ernst und du konkurrierst mit ihnen. Sei neugierig auf das, was sie tun, schau dir an, was sie machen, hör zu und finde heraus wie sie diesen Sound kreieren.“ All diese Treffen und Mittagessen haben sich für Miller mit Sicherheit ausgezahlt. Seine inspirierende Fähigkeit, an seinen traditionellen „Real Music“-Prinzipien festzuhalten und gleichzeitig das Beste an Innovation aus der Audio- und Videowelt zu übernehmen und seine unglaublich einflussreiche und vielfältige Erfahrung vom Dirigieren bis hin zum Komponieren machen ihn zu jemandem, mit dem ich gerne für ein paar Krümel Inspiration zu Mittag essen würde.